DERBYSTARS - im Portrait von gestern bis heute - #4 RICHARD WILLIAM WILSON | ||||||||||
In der Saison 88/89 tätigte Villach eine Neuverpflichtung, welche in Sachen Verteidigung, Zweikampf und Eskalationen
neue Akzente bzw. Grenzen setzte. Ein Muskelpaket, mit fantastischen Blueliner-Fähigkeiten und einer gehörigen Portion
Aggressivität im Bauch. Sein Idol? Arnold Schwarzenegger! Sein Name? Richard William Wilson, in seiner Zeit als Spieler
aber immer Rik Wilson genannt! Sommer, Sonne, Strand und Meer?
Geboren wurde Rik am 17.Juni 1962 in Long Beach, Kalifornien. Doch mit Sonne, Palmen und Sandstrand konnte Rik nicht
viel anfangen und so zog es die Familie nach Kingston, Ontario, wo Rik schon im Kindesalter die Hockeyschuhe schnürte.
In Kingston spielte Rik auch schon in der Juniorenliga und in der OMJHL. Als Verteidiger bewies er schon früh seine Schussgewalt
und verbuchte in insgesamt 111 Einsätzen ganze 33 Tore und 71 Assists! Sein Bruder Dave Wilson brachte es auch auf eine
europäische Eishockey-Karriere. Der große Sprung
Im Jahre 1980 kam der große Sprung in die NHL. Rik wurde als „First Round Draft Pick“ Nummer 12 von den St. Louis Blues
gedraftet. Mit noch 17 Jahren war er der damals jüngste je von den Blues gedraftete Spieler. Sein Debüt gab er am 24. November 1981
beim Heimspiel gegen die Montreal Canadiens. 1986 wurde Rik mit einigen anderen Spielern (wie etwa Joe Mullen, Terry Johnson und
unserem Evergreen #44 Gino Cavallini) zu den Calgary Flames getradet. Drei Jahre später holten ihn die Blues als „free-Agent“ wieder
zurück. Letzen Endes landete er schließlich bei den Chicago Blackhawks. Für diese drei Clubs bestritt Rik (inkl. PlayOff mit den Blues)
insgesamt 273 NHL-Spiele und brachte es dabei auf 25 Tore, 69 Assists (also insgesamt 94 Punkte) und 243 Strafminuten.
Europa ruft
Nach einer durchwachsenen 87/88er Saison mit vielen Gegentoren und eher schwachen (exkl. Grant Martin und den für Cam Plante getauschten Ken Strong)
Legionären war man beim VSV
auf der Suche nach einem Abwehrbollwerk. Wie schon bekannt, bestätigte der VSV seinen Ruf für gute Legionäre und so streifte sich Rik
am 30. September 1988 (zu Hause gegen Lustenau) erstmals das Blau-Weiße Trikot über. Schon vom ersten Spiel an war klar, dieser Mann
will und wird sich den Ruf als gefürchtetsten Verteidiger der Liga erarbeiten. Mit seinen 182cm Größe und 96kg glich er förmlich einem
Berg und brachte im Krafttraining auch locker 180kg in die Höhe. In der vierten Runde (auswärts gegen den WEV) fand auch erstmals
einer seiner gefürchteten Blueliner den Weg ins Netz. Wenn man heute an eine aktive Defense-Ikone mit Villach-Bezug denkt, fällt
einem sofort unser Herbie Hohenberger ein! Woran man jedoch nicht denkt: In dieser Saison 88/89 spielten zwei der schillerndsten
Verteidigungslegenden gleichzeitig im VSV Dress, #4 Rik Wilson und #30 Herbert Hohenberger.
Die „unfairste“ Modusauslegung
Kein Wunder, dass diese Saison vom VSV nur so dominiert wurde. Nach dem Grunddurchgang führte man mit 7 Punkten Vorsprung auf den
GEV Innsbruck und hatte mit 56 Gegentoren auch mit Abstand die wenigsten. Im Play-Off spielten wieder alle sechs Mannschaften eine
doppelte Hin- und Rückrunde. Auch diese beendete der VSV mit 8 Punkten Vorsprung auf Innsbruck und abermals mit den wenigsten Gegentoren (68).
Dann ging es ins Meister-Play-Off. Einer einfachen Hin- und Rückrunde der vier besten Teams (VSV, Innsbruck, Feldkirch und dem KAC). Nach fünf
Runden lag der VSV mit Innsbruck gleich auf. So kam es sozusagen zu einem „Best-Of-One“ – Finale, denn in der sechsten und letzten Runde
trafen die beiden Titelaspiranten direkt aufeinander - der Sieger der Partie holt den Meisterpokal. Die Villacher Starverteidigung mit
Wilson und Hohenberger gegen den „Bum-Bum-Scorer“ Kevin LaVallee und „Hexer“ Brian Stankiewicz. Am 10. März 1989 war es dann leider
soweit, der VSV wurde von den Innsbruckern vorgeführt und verlor das „Finale“ mit 2:6 (LaVallee traf drei Mal). Diese Saison sorgte
für viele Diskussionen, weil der VSV die ganze Saison dominierte und praktisch durch ein einziges schlechtes Spiel die Meisterschaft
verspielte. So kam man in der folgenden Saison zu unserem heutigen Play-Off Modus, dann allerdings schon ohne Rik, der dem VSV den Rücken kehrte. Die Rückkehr. Der Star. Der Eklat
Schon ein Jahr später griff man aber wieder auf den Glücksgriff zurück und Rik zog sich wieder das Villach-Dress über. Es sollte die
Saison mit dem stärksten, aggressivsten und leider auch Eklat-reichsten Rik Wilson werden die es je gab. Pauschal gesagt konnte man durchaus
sagen, dass Rik in jedem Spiel eine (sehr) gute Leistung bot, doch gegen den KAC gingen ihm manchmal die Lichter aus. Es gab praktisch keine
Situation in welcher Rik nicht die Handschuhe zu Boden warf um einen Erzrivalen zum heißen Tanz zu bitten bzw. da oder dort den Ellbogen stehen ließ usw.
Der 1.Eklat schließlich bei einem Heimspiel gegen die Rotjacken. Emotionell hochgetrieben durch Unmengen an vorangegangenen Sticheleien,
wollte Rik den Puck nach einer Spielunterbrechung Richtung KAC-Spieler-Bank schießen, was er letzten Endes auch tat. Jedoch verfehlte sein
Kracher die Spielerbox und traf ein kleines Mädchen welches am Geländer ober der Spielerbox lehnte mitten ins Gesicht. Rik hatte sein Image
und seine Leistungen mit einem Male verspielt. Trotz unzähliger Besuche, Entschuldigungen und Geschenken an bzw. bei dem Mädchen, konnte Rik
seinen Fehler nie wieder gut machen. Der 2.Eklat im 2.Finale 90/91 als er Cze Cze Czechner (so und so schon von zwei Villachern in die Zange genommen), der
später auch Abseits des Eises für Schlagzeilen sorgte, einen Ellbogencheck ins Gesicht verpaßte und ihn damit das Jochbein brach. Besonders
für die Fans des KAC ist er somit auch heute noch eine wahrhaft rotes Tuch.
Trotz gewisser Gewaltexzesse sei doch gesagt, dass Rik eine der schillerndsten Verteidiger war, die je in Villach gespielt haben. Letzten Endes ging er eben zu weit, was aber seine körper- und leistungsbetonte Spielart bis dahin nicht schmälern sollte. Abseits der Eisfläche pflegte Rik sehr friedliche und freundliche Kontakte und war ein äußerst sympathischer Mensch. Inline-Hockey
Nach seiner Eishockey-Karriere begann Rik in den Staaten dann noch profimäßig Inlinehockey (St.Louis Vipers) zu spielen. Im Jahre 1995
stand er sogar im All-Star Team der RHI-League. Laut letzten Informationen hat er nun das Traineramt eines Inlinehockey-Clubs übernommen.
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