DERBYSTARS - im Portrait von gestern bis heute - #10 ALFIE TURCOTTE

Geboren wurde Alfie Turcotte am 5. Juni 1965 in Gary, Indiana – eine Stahlstadt Stadt mit rund 90.000 Einwohnern im Großraum Chicago. Alfies Vater, Real Turcotte, war und ist noch immer noch ein Eishockey Fanatiker, der in den frühen 60ern selbst auf Universitätsebene (Michigan State University) aktiv war und heutzutage Hockeycamps leitet.
Alfie startete seine Eishockeykarriere bei den Detroit Compuware in der NAHL (North American Hockey League) in der Saison 1981/82 und seine Statistik im ersten Jahr war auch für diese Liga sehr beeindruckend und viel versprechend – in 93 Spielen erzielte er 131 Tore und gab 152 Assists (283 Punkte). Die folgende Saison spielte er bereits in der WHL (Western Hockey League) bei den Nanaimo Islanders zusammen mit einem gewissen Richard Zemlak, der später Legionär beim KAC werden sollte. Im Jahre 1983 kam es dann auch zu einem Vorfall, der als „The Turcotte Controversy“ bekannt wurde. Real Turcotte war in der Saison 1982/83 Headcoach der Nanaimo Islanders, nachdem er im Jahr zuvor Anteile des Teams erworben hatte. Im Dezember 1982 wurde der „General Manager“ des Teams entlassen und Real legte das Traineramt zurück, um den Posten des General Managers zu übernehmen. Kurz darauf wurde Alfie von seinem Vater nach Portland zu den Winter Hawks transferiert. Als Tausch für Alfie Turcotte bekamen die Islanders Kevin Griffin, Darwin Penny, Darcy Allison und einen weiteren Spieler, dessen Namen später festgesetzt werden sollte. Der Wechsel war ein sehr schlechtes Geschäft für Portland und hätte von der WHL nie bewilligt werden dürfen. Real Turcotte wollte seinem Sohn die Chance geben, für ein besseres Team zu spielen und dadurch seinen Marktwert zu erhöhen. Bill Zeitlin, der Besitzer der Nanaimo Islanders war über die Vorgangsweise der WHL bestürzt und sagte, dass der Transfer nur deshalb über die Bühne gegangen ist, weil der Eigentümer der Portland Winter Hawks der Vorsitzende der WHL war und der Präsident der WHL keinen Ärger mit ihm haben wollte und deshalb dem Transfer zugestimmt hat. Das Ganze endete damit, dass der Eigentümer der Islanders die WHL verklagte. Alfie Turcotte blieb trotzdem in Portland und spielte auch die Saison 1983/84 für die Winter Hawks (bei denen Bruno Campese 1982/83 im Tor stand).

Hier seine Statistiken:
Nanaimo Islanders (82/83): 36 Spiele, 23 Tore, 27 Assists, 50 Punkte
Portland Winter Hawks (82/83): 39 Spiele, 26 Tore, 51 Assists, 77 Punkte
Portland Winter Hawks (83/84): 32 Spiele, 22 Tore, 41 Assists, 63 Punkte


Alfie in seinem Draft-Jahr

Alfie's Vater - Real Turcotte

Der Sprung in die NHL

1983 war sicher das Jahr, in dem Turcotte als Junior am meisten Aufmerksamkeit erregte. Er gewann mit den Portland Winter Hawks den traditionsreichen Memorial Cup und wurde mit der Memorial Cup Smythe Trophy als MVP ausgezeichnet. Außerdem war er in der Finalserie der Spieler, der die meisten Tore erzielen konnte, nämlich 5 Stück. Auch im Junioren Nationalteam durfte er sein Können unter Beweis stellen – in 7 Spielen bei der Junioren A-WM brachte er es auf 11 Punkte (2 Tore, 9 Assists) und führte somit das Team nach Punkten an.
1984 war es für Alfie dann so weit – es gelang ihm der Sprung in die nordamerikanische Profiliga. Bereits 1983 wurde er von den Montreal Canadiens als Nummer 17 im Draft gezogen. Am 5. Jänner 1984 gab er mit der Rückennummer 8 sein NHL Debüt gegen die Detroit Red Wings und verzeichnete in seinem ersten NHL Spiel auch gleich einen Assist. Er hatte die Ehre in einer Linie mit Mario Tremblay and Mats Näslund zu spielen. Im Team der Canadiens standen in dieser Saison auch Guy Lafleur, John Chabot, Doug Wickenheiser und Chris Chelios. In seinem ersten NHL Jahr brachte er es in 30 Spielen auf 7 Tore und ebenso viele Assists (10 Strafminuten).
Auch die folgende Saison begann Turcotte in Montreal, zusammen mit Thomas Rundqvist und Claude Lemieux. In 53 Einsätzen reichte es zu 8 Toren und 16 Assists – offensichtlich zu wenig für die Verantwortlichen der Canadiens. Alfie Turcotte wurde für die Saison 1985/86 ins Farmteam, die Sherbrook Canadiens, abgeschoben. Besonders tragisch ist dies, weil gerade 1986 die Montreal Canadiens den Stanley Cup geholt haben. Alfie durfte die ganze Saison über aber nur 2-mal in der NHL spielen und blieb dabei punktelos. Im Farmteam lief es besser - 75 Spiele, 29 Tore, 36 Assists ergaben 65 Punkte.
1986 vertrat Turcotte auch das A-Nationalteam der USA bei der WM in Moskau. Mehr als der 6. Platz war aber für die US Boys allerdings nicht zu holen. Alfie verbuchte in 9 Spielen 2 Assists. Am 25. Juni 1986 wurde er dann von den Canadiens zu den Edmonton Oilers getradet, wo er sofort im Farmteam (Nova Scotia Oilers) landete. In 70 Spielen für Nova Scotia traf er 27 mal und gab 41 mal den Assist zum Tor. In Nova Scotia spielte Turcotte mit einigen Spielern zusammen, die auch in Österreich keine Unbekannten sind – Rik Wilson, John Miner und Selmar Odelein. Ohne ein einziges Spiel für Edmonton bestritten zu haben, wurde Turcotte am 14. Mai 1987 wieder zurück nach Montreal getradet.
1987/88 folgten 8 Auftritte bei den Sherbrook Canadiens in der AHL (3 Tore, 8 Assists) und 33 Spiele für die Baltimore Skipjacks (AHL) mit 21 Toren und 33 Assists. Außerdem stehen 25 Spiele für die Moncton Hawks (AHL) zu Buche (12 Tore, 25 Assists).
Am 14. Jänner 1988 wurde Turcotte von den Canadiens zu den Winnipeg Jets getradet – „for future cosiderations“, wie es so schön heißt. In 3 Spielen für die Jets 1988 konnte er keinen Punkt verbuchen.
1988/89 reichte es für 14 Einsätze für die Jets (Teamkollegen waren zum Beispiel Gordon Donelly, Teppo Numminen, Fredrik Olausson und Daniel Berthiaume) – dabei konnte er 1 Tor und 3 Assists gutschreiben. Die restliche Saison verbrachte er bei den Moncton Hawks (54 Spiele, 27 Tore, 39 Assists. Einen Teil der Saison verpasste er wegen einer Augenverletzung, die er sich am 5. November 1988 in Montreal zugezogen hatte, nachdem er von einem Schläger am Auge getroffen worden war.
1989 standen auch wieder Vereinswechsel auf dem Programm. Zuerst nach Boston (als Free Agent) und von dort aus noch im selben Sommer nach Washington. Die Saison 1989/90 bestritt Alfie trotzdem großteils in der AHL, bei den Baltimore Skipjets (65 Spiele, 26 Tore, 40 Assists) mit Chris Felix und Doug Wickenheiser. 4-mal durfte er für die Washington Capitals auflaufen (2 Assists). Auch 1990/91 gelang es ihm nicht mehr, in der NHL Fuß zu fassen – 6 Auftritte bei den Capitals (1 Tor, 1 Assist) stehen 65 Spiele für die Skipjacks in der AHL gegenüber (33 Tore, 52 Assists). Er führte in diesem Jahr die Punktewertung des AHL Teams an.


Alfie mit der #10 beim VSV

einer von Alfie's AHL-Clubs


Genug vom ewigen Auf und Ab

1991 kam Alfie Turcotte zum VSV und stellte seine eisläuferischen und technischen Fähigkeiten sofort unter Beweis! Bereits in seiner ersten Saison war er der beste Scorer in der Liga mit 104 Punkten in 45 Spielen (43 Tore & 61 Assists). Er bildete mit Kim Issel ein gefürchtetes Sturmduo, wobei Turcotte zumeist als genialer Assistgeber brillierte. Mit seinen kurzen Hacken brachte Alfie die gegnerischen Verteidiger reihenweise zur Verzweiflung. Trotzdem Turcotte oft nur mit Fouls gestoppt werden konnte und auch überhart attackiert wurde, saß er recht selten auf der Strafbank (36 Minuten 1991/92). Er war auch eine echte Stimmungskanone, immer für einen Blödsinn zu haben und als ewiger Tabakkauer verschrien. Mit Issel und Viveiros bildete er beim VSV das „Star Trek Trio“. In der neu gegründeten Alpenliga belegte der VSV den 3. Platz, dabei erzielte das Team die meisten Tore der Liga (106). Die nationale Meisterschaft lief noch besser! Das Trio Turcotte – Issel – Strong zeichnete für 284 Punkte verantwortlich. Den Grunddurchgang beendete man mit 13 Punkten Vorsprung auf den EC Graz. Im Halbfinale wurde der KAC in Villach 3:2 (Tore von Strong, Turcotte und Viveiros bzw. Puschnig und Burton) und in Klagenfurt 7:5 (Tore von Issel (2), Lebler (2), Strong, Raffl, Turcotte bzw. Mattila (3), Nienhuis, Burton) besiegt.
Im Finale folgte ein 11:5 Sieg in Villach (VSV Tore: Turcotte (2), Lebler (2), Issel (2), Strong, Mühr, Raffl, Geiger) und ein 3:2 Erfolg in Graz (Raffl, Turcotte, Linder).

Das Meisterteam damals bestand aus:
Trainer
Bart Crashley

Spieler
Gus Morschauser, Gerhard Thomasser, Jeff Geiger, Manny Viveiros, Giuseppe Mion, Herbert Hohenberger, Engelbert Linder, Günther Kilzer, Peter Rossbacher, Eddy Lebler, Ken Strong, Alfie Turcotte, Kim Issel, Manfred Mühr, Peter Raffl, Helmut Petrik, Wolfgang Kromp, Günther Lanzinger, Christian Dolinar, Peter Floriantschitz, Robert Wachter.

Alfie Turcotte war damals der einzige, der bei der Meisterschaftsfeier so halbwegs nüchtern gesehen wurde. Er hatte ein Engagement beim HC Lugano angenommen, um diesen in der Play Off zu verstärken (2 Spiele, 1 Tor, 3 Assists).
Auch in der Saison 1992/93 holte der VSV den Titel an die Drau und Turcotte war auch dieses Mal maßgeblich daran beteiligt! Alfie scorte wieder über 100 Punkte während der Saison – in 56 Spielen, 26 Tore und 75 Assists. Im Semifinale wurde Innsbruck mit 6:2 und 7:1 deklassiert, im Finale abermals der EC Graz mit 6:0 (3 Tore von Wolfgang Kromp) und 2 mal 3:1. Die Medien schwärmten über die Art und Weise, wie der VSV die Gegner dominierte – auch ein Verdienst des neuen Trainers Ron Kennedy und seiner Hockey Philosophie. In der Alpenliga belegte der VSV den 3. Platz. Das „Final Four“ fand in dieser Saison in Villach statt, leider ging gleich das Auftaktmatch gegen den Angstgegner Bozen mit 1:5 verloren (3 Tore von Bruno Zarillo). Im Spiel um Platz 3 wurde Mailand mit 5:4 besiegt (2 Tore von Turcotte).

Das Meisterteam 1992/93:
Trainer
Ron Kennedy

Spieler
Gus Morschauser, Gerhard Thomasser, Manny Viveiros, Jeff Geiger, Giuseppe Mion, Engelbert Linder, Herbert Hohenberger, Günther Kilzer, Peter Raffl, Kim Issel, Alfie Turcotte, Ken Strong, Helmut Petrik, Wolfgang Kromp, Günther Lanzinger, Peter Floriantschitz, Gerald Rauchenwald, Gerald Ressmann, Manfred Mühr, Andreas Köstl.

Auch 1993/94 schnürte Turcotte noch einmal seine Eisschuhe für den VSV. Allerdings war aus dem Team etwas die Luft draußen. Die Alpenliga verlief gar nicht nach Wunsch (Platz 7) und auch in der nationalen Meisterschaft, die nur mehr aus 4 Teams (VSV, KAC, VEU, EC Graz) bestand, blieb man hinter den Erwartungen zurück – Platz 2 nach dem Grunddurchgang. Bereits im Halbfinale scheiterte der VSV an Ralph Krügers VEU, mit Rundqvist und Gustafsson im 5. und entscheidenden Spiel mit 2:5. Das erste Mal seit 5 Jahren war der VSV nicht im Finale.

Ein Meilenstein der Saison war das 100. Kärntner Derby, dass der VSV am 12. Oktober 1993 mit 10:2 (1 Tor Turcotte) gewinnen konnte. Turcotte brachte es in der Saison 1993/94 auf 89 Punkte (26 Tore, 63 Assists) in 51 Spielen.


Alfie im Kärntner Derby


Die Reise geht weiter

Für den VSV war er nach 3 Saisonen, in denen er sehr stark gespielt und wiederholt auf sich aufmerksam gemacht hatte, nicht mehr zu halten. Alfie wechselte in die DEL zu den Schwenninger Wild Wings. Auch dort konnte er durchaus seine Fähigkeiten als Einfädler unter Beweis stellen – 47 Punkte (7 Tore & 40 Assists) in 33 Spielen sprachen eine deutliche Sprache! Trotzdem verbrachte er nur das eine Jahr in Schwenningen und wechselte in der folgenden Saison zu den Orlando Solar Bears (IHL) – während der regulären Spielzeit verbuchte Turcotte dort 22 Tore und 47 Assists in 73 Spielen. Im Play Off legte er noch einmal 3 Tore und 10 Assists nach (23 Spielen). 1996/97 spielte Turcotte für 3 Teams – 45 Spiele für den HC Lausanne (25 Tore, 45 Assists), 5 Spiele für Genf (1 Tor, 1 Assist) und 1 Spiel für Schwenningen (keine Punkte). 1997/98 folgten 26 Spiele für die Frankfurt Lions (2 Tore, 6 Assists) und 17 Spiele für die Indianapolis Ice (5 Tore, 6 Assists). Die Karriere neigte sich dem Ende zu. 1998/99 startete Alfie Turcotte einen letzten Versuch – 2 Spiele für die Arkansas Glaciercats (Western Professional Hockey League), in denen er keine Punkte erzielen konnte, machten ihm es noch leichter, die Hockeyschuhe an den Nagel zu hängen.



Nach der aktiven Karriere

Alfies Vater gründete die „Turcotte Hockey School“ und dort hat Alfie Turcotte nach seiner aktiven Zeit einen Platz gefunden, um seine Erfahrung und sein Können an den Nachwuchs weitergeben zu können. Schon während seiner aktiven Zeit arbeitete er dort als Trainer und setzte diese Tätigkeit auch nach dem Ende seiner Profikarriere fort. In den letzten Jahren war er auch als „stick handling skills coach“ bei den NHL Teams von Nashville, Carolina und Atlanta tätig. Außerdem arbeitete er als Trainer in der Chicago Chill Amateur Hockey Association.


Kenny & Alfie mit dem Meisterpokal


Bildquellen:

  • Baltimore Jacks: 1x
  • Montreal Canadiens: 1x
  • www.hockeydraftcentral.com: 1x
  • Kronen Zeitung: 2x
  • VSV-Forever Buch: 1x
  • www.legensofhockey.net: 1x
    © TML#13