DERBYSTARS - im Portrait von gestern bis heute - #15 MIKAEL SANDBERG | ||||||||||
Steve Tambellini, Doug Smith, Ken Strong, Kim Issel, Jackson Penney, Gino Cavallini, Brad Schlegel und so weiter.
Fast alle großen Spieler in der Geschichte des VSV haben eines gemeinsam: Sie stammen alle aus Kanada. Diese
Tatsache ist darin bedingt, dass man seitens der Vereinsführung seit jeher fast ausschließlich auf Legionäre
aus Nordamerika, speziell Kanada, setzt. Russen, Finnen oder Slowaken sucht man in den Kaderlisten der Adler
seit der Bundesligazugehörigkeit vergeblich, Tschechen hatte man in all den Jahren auch nur zwei unter Vertrag. Frölundas Probleme als Villachs Glück
Fündig wurde man schließlich in Schweden beim Traditionsverein aus Göteborg, den Västra Frölunda Indians. Dort war
der langjährige Standardgoalie und Publikumsliebling Mikael Sandberg immer mehr in die Kritik geraten, was jedoch
nicht unbedingt nur an ihm sondern vielmehr an der Gesamtsituation bei Frölunda lag. Die Indians, der größte
Hockeyclub in Schwedens zweitgrößter Stadt, verfügen über eine große (die Heimhalle, das Scandinavium, ist trotz
seiner 12.500 Plätze nicht selten ausverkauft) aber gleichzeitig sehr anspruchsvolle Anhängerschaft - vor jeder
Saison wird, obwohl man bis zum Jahr 2002 nur einmal in der Klubgeschichte Meister werden konnte, der Titelgewinn
oder zumindest der Finaleinzug als Ziel ausgegeben. In der Spielzeit 98/99 wurde Frölunda nun aber nur Siebter im
Grunddurchgang und schied im Viertelfinale des Play-Offs sang- und klanglos gegen MoDo Örnsköldsvik aus, zu wenig
für ein mit Stars wie Patrick Carnbäck, Kristian Huselius oder Ronnie Sundin gespicktes Team. In Frölundas Kader
dieser Spielzeit fanden sich nicht weniger als 13(!) in der NHL gedraftete Spieler, alleine dies zeigt, wie stark
diese Mannschaft eigentlich besetzt war. Dennoch lief in der Meisterschaft nicht sehr viel zusammen, was teilweise
auch auf den zuvor über Jahre hinweg unantastbar scheinenden Goalie Mikael Sandberg geschoben wurde. Er wurde in
dieser Saison von seinem Backup Hakan Algotsson, mit dem er seit 1993 das Torhütergespann des Vereines bildete,
verdrängt, am Ende der Saison mussten dennoch beide Torhüter gehen: Algotsson wurde bei Rosenheim als Ersatz des
abgegebenen Claus Dalpiaz unter Vertrag genommen und Mikael Sandberg wechselte bekanntlich nach Villach. Bei den
Indians blieb in diesem Sommer 1999 im übrigen fast kein Stein auf dem anderen, so wurde neben einer Reihe anderer
Spieler beispielsweise auch der Verteidiger Christer Olsson abgegeben, der dann ja bekanntlich beim KAC anheuerte. Der Junge aus Kungsbacka
Der EC VSV hatte also erstmals einen schwedischen Spieler unter Vertrag genommen und schon nach den ersten Trainings
stellte sich heraus, dass man mit dem ruhigen, zurückhaltenden und stets introvertiert wirkenden Mikael Sandberg einen
echten Glücksgriff gelandet hatte. Wer aber war dieser Torhüter aus dem hohen Norden? Vom Jungspund aus der zweiten Liga zum Stammgoalie bei Frölunda
Zunächst gab es dort für Mikael jedoch kein Vorbeikommen an der damaligen Nummer eins im Tor, dem bereits oben erwähnten
Hakan Algotsson. Im Frühjahr 1993 debütierte er schließlich im Tor der Indians, konnte sich aber vorerst nicht als
Stammtorhüter durchsetzen. Den Durchbruch hatte er schließlich am 16.November 1995 in einem Auswärtsspiel seines Teams
in Malmö. Recht überraschend spielte er in dieser Partie von Beginn an und lieferte beim 2:1-Sieg schließlich so eine
starke Leistung ab, dass ihn Trainer Lasse Falk zur neuen Nummer eins machte. Mikael stand in allen verbleibenden 31 Spielen
des Grunddurchganges in Frölundas Tor und überzeugte vollkommen. Mit ihm wurde sein Team Zweiter im Grunddurchgang der
Eliteserien und schaffte es bis ins Finale um die Schwedische Meisterschaft. Dort verlor man allerdings gegen Luleå und
verpasste damit den ersten Titel für Göteborg nach 31 Jahren Pause. In diesem Jahr spielten im Übrigen so namhafte Spieler
wie Christian Ruuttu oder Per Axelsson an der Seite von Mikael!
Für Sandberg, der sehr großen Anteil am Erfolg Frölundas in dieser Saison 1995/96 hatte, war damit nicht nur der Sprung zur Nummer eins im Verein geschafft, denn am 10.April 1996 debütierte er im Freundschaftsspiel gegen Tschechien in Stockholm als 586.Spieler auch im schwedischen Nationalteam. Eishockeymäßig kam Mikael in diesem Jahr erstmals mit Österreich in Kontakt, denn bei der WM 1996 in Wien, die für Schweden nur mit dem enttäuschenden sechsten Platz endete, stand er im Kader der Tre Kroner! Vizeweltmeister
Nach dem Vizemeistertitel 1996 tat sich Frölunda in der folgenden Spielzeit recht schwer, beendete den Grunddurchgang nur
auf Platz sieben und scheiterte im Viertelfinale des Play-Offs erneut an Luleå. Auf europäischer Ebene gab es mehr Erfolg
für Mikael und sein Team: In der EHL (Europäischen Hockeyliga) verlor man nur eines von acht Spielen und scheiterte erst beim
Finalturnier in Turku im Penaltyschießen des Halbfinales an Dynamo Moskau. Mikael, in der Meisterschaft wie auch auf internationaler
Ebene in diesem Jahr erneut sehr stark, stand erneut im WM-Kader der Schweden. Die WM fand 1997 in Finnland statt und Schweden eilte
von Sieg zu Sieg, verlor bis zum Finale, das damals in einer Best-of-3-Serie ausgetragen wurde, nur ein einziges Spiel. Dort
scheiterte man dann im dritten und entscheidenden Spiel hauchdünn mit 2:3 an Kanada, dennoch darf sich Mikael seit 14.Mai 1997
Vizeweltmeister nennen! Insgesamt kam er in seiner Karriere auf 29 Länderspiele für Schweden. Der Weg nach Villach
Die Spielzeit 1997/98 war Mikaels letzte wirklich starke im Trikot von Frölunda. Er stand in allen 46 Partien des Grunddurchganges,
den man auf Platz vier abschloss, im Tor der Indians, die mit 107 die wenigsten Gegentore der Liga erhielten. Im Halbfinale der
Play-Offs scheiterte man allerdings trotz eines überragenden Mikael Sandberg in vier Spielen am späteren Meister Färjestads BK.
Da mit Jonas Hedberg und Tommy Salo zwei schwedische Goalies aus der NHL mit ihren Klubs die Play-Offs verpasst hatten, stand
Mikael nicht im Kader der Tre Kroner, die in diesem Jahr bei der WM in der Schweiz Gold holten.
Villachs vielleicht bester Keeper aller Zeilen
Der stets ruhig und bedacht wirkende Sandberg überzeugte in Villach schnell die Verantwortlichen und auch das Publikum.
Der VSV hatte nach dem gewonnenen Meistertitel aus dem Vorjahr deutlich abgespeckt, statt neun standen nur noch sechs
Legionäre im Kader der Adler, Stars wie Jean-Yves Roy und Marty Murray hatten den Verein verlassen. Für die Mannschaft und
auch für Mikael war dies keine einfache Situation, doch zumindest er bewältigte sie mit Bravour. Obwohl er nur ein Jahr lang
das VSV-Trikot getragen hat und in dieser Saison doch deutlich unter seinen Leistungen aus der Mitte der 1990er-Jahre bei Frölunda
und im Nationalteam blieb, kann man ihn durchaus als einen der besten Torhüter, die je in Villach gespielt haben, bezeichnen.
Sein Meisterschaftsdebüt in blau-weiß krönte Mikael am 1.Oktober 1999 mit einem Shut-Out gegen Jesenice (5:0), dem zwei Tage später gleich eine tolle Leistung beim 4:2-Heimsieg im Derby gegen den KAC folgte. In der damaligen IEL (Internationalen Eishockeyliga), in welcher der KAC, Feldkirch, Wien, Ljubljana, Jesenice, Dunaferr und Székesfehérvár die Gegner waren, legte der VSV gleich zu Beginn eine Zehn-Siege-Serie hin, die erst durch ein 1:4 zu Hause gegen Ljubljana (die einzige Niederlage nach regulärer Spielzeit in allen 30 Partien des IEL-Grunddurchganges!) gestoppt wurde. Der VSV beendete den Grunddurchgang mit klarem Vorsprung als Erster und dazu gingen alle vier Derbies gegen den KAC gingen an Villach. Mikael wirkte in dieser Liga oft unterfordert, war aber in den Derbies gegen den KAC stets voll da, die Saison-Savepercentage von 91,4% war im Übrigen die beste seiner Karriere. Nach problemlosen Spielen im Viertelfinale und Halbfinale der IEL gegen Jesenice und Ljubljana verlor man jedoch das Finale gegen den Lokalrivalen aus Klagenfurt (1:4 auswärts, 1:1 daheim). Diese Scharte wetzte blau-weiß dann zum Auftakt der österreichischen Meisterschaft aus, als man den Lokalrivalen in Klagenfurt mit 6:1 aus dessen eigener Halle schoss. Auch den Grunddurchgang der Bundesliga beendete der VSV, der ungeschlagen blieb, mit großem Vorsprung und in der Best-of-7-Serie des Halbfinales ließ man Feldkirch mit 4:0-Siegen keine Chance. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der VSV also von 46 Saisonspielen in der IEL und der Bundesliga nur zwei verloren! Auch auf internationaler Ebene überzeugte und überraschte der VSV! In der EHL-Horrorgruppe mit den nationalen Titelträgern aus Russland (Metalurg Magnitogorsk) und Tschechien (Vsetin) sowie dem slowakischen Vizemeister Slovan Bratislava schlugen sich die Adler, nicht zuletzt dank Mikael Sandberg, hervorragend. Die Spiele in der EHL führten deutlich vor Augen, wie sehr der Schwede in den IEL- und Bundesligaspielen (mit Ausnahme jener gegen den KAC) unterfordert war, denn in der European Hockey League hexte der 30jährige förmlich und hatte großen Anteil am famosen Abschneiden der Adler. Nach einer knappen und nicht ganz verdienten 2:3-Niederlage in Bratislava und einer 3:6-Heimniederlage gegen Magnitogorsk bäumten sich die Draustädter dank einem in zwei Partien sensationellen Sandberg im Tor noch einmal auf und schlugen Vsetin, den tschechischen Meister, zwei Mal (4:3n.P. auswärts und 6:2 daheim). Es folgte die international wohl größte Sternstunde der Vereinsgeschichte: Ein 6:5n.P.-Sieg in Magnitogorsk, der vor dem letzten Spieltag in der Gruppe sogar noch einen Aufstieg ins Viertelfinale möglich scheinen ließ. Die Adler taten ihr Möglichstes, schlugen nun auch noch Bratislava, doch da die Russen gleichzeitig in Vsetin siegten, blieb Villach „nur“ platz drei, allerdings mit sensationellen zehn Punkten. Magnitogorsk, das auf Kosten des VSV aufgestiegen war, verlor im restlichen EHL-Verlauf übrigens nur noch ein Spiel und holte sich am Ende der Saison den Titel! Keinen Titel gab es in diesem Jahr aber leider für den VSV und Mikael Sandberg. Wie bereits erwähnt, hatte der VSV bis zum Finale um die österreichische Meisterschaft nur zwei von 46 Spielen verloren, doch im Finale war ein starker KAC zu gut für Villach. Mit 4:1-Siegen in der Best-of-7-Serie holte sich der KAC seinen ersten Titel nach 1991.
Für Mikael war, zum Leidwesen vieler VSV-Fans, schon nach dieser einen Saison in Villach Schluss. Die Blau-Weißen waren der erst dritte Verein, für den Mikael die Hockeyschuhe schnürte, leider war er in der Draustadt sportlich fast durchgehend unterfordert (ein Schicksal, das einige Legionäre in diesen Jahren des Umbruches zwischen den Aufrüstungsjahren ab Mitte der 1990er und der Ligareform im Jahr 2000 erlitten) und noch dazu menschlich wohl nicht ganz glücklich. Dennoch darf er zweifelsfrei neben Gus Morschauser und Marcel Sakac als einer der herausragenden Torhüter in Villachs Vereinsgeschichte gesehen werden! Die Rückkehr nach Schweden und das Karriereende
Mikaels einziges Jahr als Hockeyprofi im Ausland blieb sein einziges. Nach der Saison in Villach heuerte „Sampan“ beim schwedischen
Zweitligisten Linköping an, mit dem er gleich im ersten Jahr sofort in die Eliteserien aufstieg. Dort spielte Mikael eine starke Saison
2001/02 und beendete mit Linköping den Grunddurchgang auf Platz zehn und schaffte somit den direkten Klassenerhalt. Auch in die Saison
2002/03 ging Mikael als Stammgoalie der LHC Lions, allerdings hatte er einerseits mit starken Formschwankungen zu kämpfen und andererseits
mit Daniel Sperrle (20) und Joel Davis (18) zwei sehr unerfahrene Backups, wodurch er fast nie zu Spielpausen kam und daher auch nicht
aus seinem „Formloch“ herausfand. Linköping wurde abgeschlagen Letzter des Grunddurchganges, schaffte aber über die Relegation den
Klassenerhalt. Nach dieser, der auch statistisch schwächsten Saison seiner Karriere, bat Mikael den Verein um eine Auflösung seines
Vertrages. Dieser Bitte wurde entsprochen und seit April 2003 arbeitete er dann als Scout für Linköping. Das sensationelle Comeback
Durch seine Tätigkeit als Scout der Löwen aus Linköping verlor Mikael nie den Kontakt zum schwedischen Eishockey bzw. zur Eliteserien.
Sein langjähriger Verein, die Frölunda Indians aus Göteborg, die gerade den zweiten Titel ihrer Vereinsgeschichte geholt hatten, spielten
in der Eliteserien 2003/04 konstant vorne mit und hatten mit dem erst 21jährigen Henrik Lundqvist (Stammtorhüter Schwedens bei der WM 2004!)
einen neuen Stern am schwedischen Torwarthimmel zwischen den Pfosten stehen. Allerdings hatte der Meister mit dem selben Problem zu kämpfen,
mit dem sich Mikael im Jahr davor bei Linköping konfrontiert sah: Auch Frölunda, das seinen Titel verteidigen wollte, hatte hinter der klaren
Nummer eins keinen passablen Backup.
Mikael war, wie mehrfach erwähnt, sicherlich einer der besten Torhüter in der Geschichte des EC VSV und es ist schade, dass wir ihn nur ein Jahr im Trikot der Adler bewundern durften. Umso schöner ist es aber, heute von ihm und seinem Comeback lesen zu können! Tack för allt och lycka till för din framtiden! Bildquellen:
|