DERBYSTARS - im Portrait von gestern bis heute - #25 GUS MORSCHAUSER

Geboren wurde Gus Morschauser am 26. März 1969 in Kitchener, Ontario. Dort trat er auch zum ersten Mal im Profi Eishockey in Erscheinung – in der Saison 1987/88. Bei den Kitchener Rangers (Ontario Hockey League) absolvierte er 40 Spiele mit einem Schnitt von 4.60 Toren pro Spiel. Auch während der nächsten Saison blieb er diesem Team treu. In der Saison 1988/89 hatte Gus auch die Ehre, für das Kanadische Junioren Nationalteam bei der WM in Anchorage zu spielen. Es reichte immerhin zu einem Einsatz.
Das Team damals bestand aus folgenden Spielern: Stephane Fiset, Gus Morschauser; Rod Brind'Amour, Andrew Cassels, Rob Cimetta, Eric Desjardins, Corey Foster, Martin Gelinas, Sheldon Kennedy, Dan Lambert, Jamie Leach, Darcy Loewen, John McIntyre, Rob Murphy, Yves Racine, Mike Ricci, Reg Savage, Darrin Shannon, Geoff Smith, Steve Veilleux. Co Trainer: Rick Wilson (ein Namensvetter des ehemaligen VSV Legionärs). Das Team erreichte hinter der UDSSR, Schweden und der Tschechoslowakei den vierten Platz.
1989 erreichte ihn der Ruf der NHL. Er wurde von den Vancouver Canucks in der zehnten Runde als Nummer 197 gedraftet. Den Sprung in die Nordamerikanische Profiliga schaffte er aber nie. So schlug er sich auch weiterhin in den Minors durch. Er wurde nach nur sechs Spielen für die Kitchener Rangers zu den Hamilton Dukes (OHL) getradet. Ein weiteres Mal musste er in diesem Jahr seine Koffer packen – er beendete die Saison bei den Milwaukee Admirals (International Hockey League).
Das rastlose Leben als Profi Tormann nahm für Gus kein Ende. 1990 spielte er für die Winston-Salem Thunderbirds (East Coast Hockey League) mit Keith Gretzky zusammen, dem Bruder des großen Wayne Gretzky. Nach nur vier Spielen wurde er zu den Roanoke-Valley Rebels (ECHL) abgegeben um nach weiteren 20 Spielen für dieses Team wieder bei den Milwaukee Admirals (IHL) zu landen. Nach dieser Saison hatte Gus Morschauser vom Leben aus dem Koffer die Nase voll. Es sollte sich einiges ändern.


Gus im Trikot der Kitchener Rangers


Mal schnell die Oma besuchen

Gus hat österreichische Wurzeln – was sprach also dagegen, das Angebot anzunehmen, dass eines Tages von einem „Austrian“ Eishockeyverein namens Villacher SV bei ihm eintraf? Von Villach fährt man ja nur rund einenhalb Stunden nach Graz zur Oma. Für jemanden, der in Kanada geboren wurde und die Entfernungen dort gewohnt ist, ein Klacks. Eine kurze Rückfrage bei der neuen Freundin Francis, ob sie etwas dagegen hätte, nach Europa zu gehen, und nachdem auch von dieser Seite keine Einwände gekommen waren, setzte Gus für die Saison 1991/92 seine Unterschrift unter den Vertrag vom VSV.

Seine Premiere im blau-weißen Dress feierte 1991 gegen Varese und schnell war klar, dass der VSV mit diesem Tormann einen echten Glückgriff gemacht hatte. Es gab nur einen Legionär, der länger in Villach seine Eisen schnürte – acht Saisonen – und das war die legendäre Nummer 22, Ken Strong. In seinem ersten Jahr für den VSV holte er auch gleich den Meistertitel an die Drau. Im Finale wurden die Elefanten aus Graz 11:5 und 3:2 (legendär das Siegestor von Engelbert Linder) geschlagen.
Morschauser war berühmt für seine schnellen Reflexe und bald hatte er seinen Spitznamen: Speedy. Er scheute es auch nicht, das eine oder andere Mal eine etwas rustikalere Gangart einzuschlagen, wenn ihm vor dem Tor die Sicht verstellt war und so mussten wiederholt Mitspieler für ihn Strafen wegen Stockschlags oder übertriebener Härte absitzen.

Einen bis heute unerreichten Höhepunkt als Tormann im VSV Dress lieferte Speedy am 8. Dezember 1991 im Derby gegen den KAC in Villach. In der letzten Minute des Spiels hatten der KAC den Tormann vom Eis geholt. Morschauser bekam die Scheibe, sah kurz auf und lupfte sie über die Köpfe aller Spieler hinweg ins leere KAC Tor. Die Villacher Eishalle stand Kopf! Auch als Assistgeber war Gus durchaus talentiert. Einige Punkte in der Scorerwertung waren ihm jedes Jahr sicher. Auch seine Freundin Francis sorgte auf den Sitzplatz Rängen für Unterhaltung. Oft war sie in der Halle, doch widmete sie sich lieber dem Stricken, als die Partie aufmerksam zu verfolgen. Auch 1992/93 holte der VSV gegen Graz bekanntlich den Titel – mit Gus Morschauser im Tor.

Speedy war ein Lebemensch, der seine Sommer stets in Kanada bei seinen Freunden und seiner Familie verbrachte. Manche behaupten, dass seine mangelnde Einstellung ihm eine Chance in der NHL gekostet hat. Übergewicht nach den Sommern in Kanada war bei ihm keine Seltenheit aber nach seiner Rückkehr nach Villach war Gus immer innerhalb kürzester Zeit wieder in Topform.
Bis zur Saison 1995/96 war er immer die unumstrittene Nummer eins, aber unter Ron Ivany wehte ein anderer Wind. Die Abwehr wurde in dieser Saison total umgebaut. Mion und Geiger hatten aufgehört, Unterluggauer und Hohenberger den Verein verlassen – es fehlte die Harmonie und Morschauser ließ sich von der allgemeinen Unsicherheit anstecken. Obendrein kritisierte Ivany seine Einstellung, bemängelte seinen Trainingwillen und beschwerte sich öffentlich, dass er zu unsicher wäre und keinen sicheren Rückhalt für die Mannschaft darstellen würde. Tatsächlich hatte der VSV in vier Spielen ebenso oft in den letzten Minuten entweder den Sieg oder das Remis aus der Hand gegeben. Man sprach von einem Tormannproblem. Speedy meinte dazu nur: „Ich liebe die Draustadt aber wenn es so weitergeht, dann bin ich weg. Ein Team muss zusammenhalten. Unser Problem ist, dass jeder die Schuld beim anderen sucht.“


Gus mit seinem altertümlichen Goalie-Helm

Speedy spielte sieben Jahre für Villach


Ende Februar war das Kommunikationsproblem zwischen Ivany und Morschauser bereinigt. Nach einigen guten Partien scheiterte man im Semifinale am KAC. Die Saisonen 1996/97 und 1997/98 waren unruhige beim VSV. Auf Initiative von Speedy wurde 1996 unter anderem Kevin Miehm von Michigan (IHL) nach Villach geholt und wurde den Erwartungen mehr als gerecht. Trotzdem lief es unter Ron Ivany nicht richtig und für die folgende Saison wurde der ehemalige VSV Legionär Bud Stefanski als Trainer verpflichtet. Es stellte sich leider heraus, dass er nicht die Qualitäten an den Tag legte, die man sich von ihm erhoffte. Zusammenfassend gesprochen war der VSV in diesen Jahren immer vorne zu finden, doch für den Meistertitel reichte es nicht..
Von 1995/96 – 1997/98 scheiterte man jedes Jahr im Semifinale am KAC. Etwas musste geschehen. In Villach blieb eishockeymäßig kein Stein auf dem anderen und auch die Tage von Gus „Speedy“ Morschauser als VSV Tormann waren nach sieben Saisonen gezählt, er musste Mike O’Neill Platz machen.

Das leidige Thema Nationalteam

Seit der Saison 1991/92 bemühte sich der Österreichische Eishockey Verband bei der IHF eine Spielerlaubnis für Speedy zu bekommen. Dies scheiterte aber wiederholt wegen seines einzigen Einsatzes für das kanadische Juniorenteam 1989.

Alles hat ein Ende...

Als Ersatztormann beim VSV wollte Gus nicht enden und wirklich lukrative Angebote trudelten für die Saison 1998/99 nicht ein. Zeit, um sein Geld auf andere Art und Weise zu verdienen – zum Beispiel als Chef der Firma „Morschauser Better Homes“, die in Baden, Ontario, ihren Firmensitz hat.

Bildquellen:

  • Offizielle VSV-Forever Buch: 2x
  • Kitchener Rangers: 1x
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