DERBYSTARS - im Portrait von gestern bis heute - #8 JAMIE EDWARD MASTERS

Jamie Edward Masters, ein Sohn der hockeyverrücktesten Stadt der Welt

Nein, Jamie Masters wurde nicht in Villach geboren! Ich kann aus eigener Erfahrung behaupten, dass es noch eine Eishockey verrücktere Stadt als Villach gibt – Toronto! Jamie Masters wurde eben dort am 14. April 1955 geboren. In den Statistiken des Profi Eishockeys scheint er zum ersten Mal in der Saison 1972/73 auf. Er spielte in diesem Jahr und auch in den folgenden zwei Saisonen für die Ottawa 67’s (Ontario Hockey Association).
1975 wurde er von den St. Louis Blues in der zweiten Runde als Nummer 36 gedraftet. Den Großteil dieser Saison verbrachte er jedoch bei den Providence Reds (AHL), wo er mit einem gewissen Greg Holst spielte, der das Team in dieser Saison nach Punkten anführte. In dieser Saison brachte er es auch auf sieben Einsätze für die St. Louis Blues, konnte dabei aber keinen Punkt erzielen. Die nächste Saison spielte er großteils für die Kansas City Blues in der Central Professional Hockey League. Ein Teamkollege von ihm damals war Douglas Palazzari, der später beim VSV wegen mangelnder Leistungen nach Hause geschickt wurde, ein anderer Brian Sutter, der es später auf beinahe 800 Spiele für die St. Louis Blues brachte, langjähriger Head Coach der Blues, Boston Bruins und Calgary Flames war und seit einigen Saisonen das Amt des Head Coachs der Chicago Blackhawks inne hat. Außerdem stand Jamie für St. Louis 16 mal am Eis und erzielte dabei sein erstes und einziges NHL Tor!

Insgesamt spielte er 33 mal in der NHL, dabei ausschließlich für die St. Louis Blues. Die nächsten zwei Spielzeiten verbrachte Jamie bei den Salt Lake Golden Eagles (Central Professional Hockey League), wieder mit Douglas Palazzari als Teamkollegen, und kam auch bei den St. Louis Blues noch einmal zu einigen Einsätzen. 1979 wechselte er zu den Cincinnati Stingers, die Saison beendete er allerdings im Dress der Syracuse Firebirds (AHL).


Jamie im Rosenheim-Trikot

Jamie Masters im Jersey der St.Louis Blues


Der Weg nach Europa

Jamie Masters war als guter Eisläufer und Spielmacher bekannt. Auf der kleineren Eisfläche in Nordamerika konnte er diese Vorzüge nicht optimal zur Geltung bringen. Die Blues ließen auch nichts mehr von sich hören also unterschrieb er vor der Saison 1980/81 bei Rosenheim in der DEL. In seinem ersten Jahr kam er bei 50 Spielen auf 32 Punkte (17 + 15). Doch schon das nächste Jahr brachte den ersten Höhepunkt für ihn in Europa. Als krasser Außenseiter wurde er mit den Star Bulls Rosenheim Deutscher Meister. Auch seine Punktebilanz war in dieser Spielzeit mit 40 Punkten (11 + 29) in 44 Spielen deutlich besser. Jamie Masters blieb bis zur Saison 1984/85 in Rosenheim. Nach dem zweiten Titel mit Rosenheim 1984/85 suchte er eine neue Herausforderung.

Auf nach Villach!

Der VSV hatte eine wenig berauschende Saison hinter sich gebracht (1984/85 beendete man die Meisterschaft auf Platz fünf, nur Stadlau und Graz blieben dahinter) und man versuchte mit den Verpflichtungen von Jamie Masters und Jeff Geiger, der Abwehr etwas mehr Sicherheit zu geben. Jamie erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen voll uns ganz! Geiger war für das Grobe zuständig und Masters konnte seine eisläuferischen Fähigkeiten und seine Übersicht wunderbar ausspielen. Bis Anfang Dezember – Raubein und Heißsporn Conny Dorn verletzte ihn am 6. Dezember 1985 (4:2 Niederlage in Feldkirch) schwer am Auge. Trotz großer Schmerzen trat er mit der Mannschaft im Bus die Heimreise an. Klaus Sivec fuhr ihn dann von Villach nach Klagenfurt ins LKH. In der Augenklinik musste ihm sogar die Bindehaut genäht werden. Nach zwei Spielen Pause war Masters aber wieder mit von der Partie und am 11.1. 1986 bewies er dann auch, dass das Visier noch immer gut eingestellt war – er schoss das einzige Tor der Villacher bei der 1:4 Niederlage des VSV gegen Innsbruck! In der Saison 1985/86 brachte er es für den VSV in 40 Spielen auf 65 Punkte (19 + 46). Der VSV verlor im Halbfinale (Super Play Off) gegen die VEU beide Spiele (3:5, 1:6) aber im Vergleich zu Vorsaison hatte man sich wesentlich gesteigert!


Jeff Geiger (links) und sein Sohn Jamie. Taufpate und Namensgeber Jamie Masters rechts.


Ein persönliches Highlight in dieser Saison war, dass sein Sohn Rusty 1986 in Villach geboren wurde. Rusty spielt heute sehr erfolgreich bei Trenton Sting (Homepage). Im Gegensatz zu seinem Vater spielt der allerdings im Angriff. Im nächsten Jahr spielte Masters für den VSV nur mehr im Grunddurchgang und brachte es dabei in 23 Spielen auf 39 Punkte (8 + 31). Aus Verletzungsgründen wurde er im Play Off durch Dave Randall ersetzt.
Das Gastspiel von Jamie Masters beim VSV war kein außerordentlich langes aber bis heute ist mir seine Spielweise in guter Erinnerung!

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DAS EXKLUSIVE INTERVIEW VON TML#13 MIT JAMIE MASTERS!
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Es war nicht einfach, auf die Spur von Jamie Masters zu kommen. Aber nach einigen Recherchen habe ich herausgefunden, dass es vor einigen Jahren die Port Hope Predators (Homepage) gecoacht hat. Also habe ich dem Director of Hockey & Marketing eine Email geschickt und gefragt, ob er wisse, was Jamie heute so treibt. Als Antwort habe ich bekommen, dass ich den General Manager fragen sollte, weil er ein guter Freund von Jamie Masters ist. Gesagt, getan – einige Emails später hatte ich Mr. Masters Postadresse und Telefonnummer. Zum Anrufen fehlte mir sowohl das Geld, als auch der Mut, also habe ich einen Brief nach Kanada geschickt, mit der Bitte, die gestellten Fragen im Brief zu beantworten und mir entweder eine Email zu schicken oder die beantworteten Fragen am Postweg zurück zu schicken. Jamie Masters hat sich bald darauf per Email bei mir gemeldet und angekündigt, den Brief bald zu beantworten, was er dann auch sehr schnell getan hat!
Viel Spaß beim Lesen!

Jamie, Du hast knapp zwei Jahre in Villach gespielt. Was blieb Dir aus dieser Zeit besonders in Erinnerung?

Ich mochte viel an Villach! Am meisten die Heimspiele, denn die Fans waren großartig. Die Stadt war auch klasse, eine schöne Stadt und ein schöner Platz um Hockey zu spielen. Toll war auch die Nähe zu den Schigebieten, habe das oft ausgenützt.

Gibt's da irgendwas Besonderes oder Lustiges, das Dich an die Zeit, in der Du für den VSV gespielt hast, erinnert?

Es war eine Zeit mit vielen schönen Erinnerungen. Innerhalb unserer Mannschaft war es immer lustig, wir hatten eine Menge Spaß. Speziell mit unserem Zeugwart Gustav hatte ich immer eine "Gaude", wie ihr es in Kärnten nennt. Nach der 85/86er-Saison waren wir fast mit dem ganzen Team für ein paar Tage zum Schifahren am Naßfeld - dort war's wunderbar. In der Saison hatten wir auch mal eine Partie, in der uns nur vier Verteidiger zur Verfügung standen, von denen sich dann auch noch einer verletzte. Ich spielte bis auf einen Shift die ganze Partie durch, es war der Wahnsinn - aber wir haben die Partie gewonnen! Besonders war natürlich auch die Geburt unseres Sohnes Rusty, der in Villach zur Welt gekommen ist. Er spielt heute übrigens auch Hockey, im Angriff von Trenton Sting, wo er Topscorer ist.

Spiele gegen den KAC haben in Villach einen besonderen Stellenwert, für die meisten Spieler und für alle Fans. Hast Du besondere Erinnerungen an ein spezielles Derby?

Ja, absolut. Mein erstes Derby gegen den KAC, das war im September 1985. Das Spiel endete 4:2 und ich hatte drei Scorerpunkte, wurde zum "2nd Star of the Game" gewählt, hinter unserem Goalie Gerhard Thomasser. Die Halle war komplett voll und es war wirklich laut, eine großartige Erinnerung.

Hast Du noch Connections nach Villach oder nach Rosenheim, wo Du ja viel länger gespielt hast?

Hab leider keine näheren Kontakte mehr nach Villach, vor ein paar Jahren habe ich ein paar Mal mit Joe Mion gesprochen. Nach Rosenheim hab ich noch Kontakt, zu Tony, den Betreiber des Hallenrestaurants, und zu Helmut, unseren Zeugwart. Der war wirklich ein toller Typ, er hält mich auch heute noch mit ein paar News aus Rosenheim auf dem Laufenden.

Noch Kontakt zu manchen Mitspielern aus Deiner Villacher Zeit?

Nein, leider nicht. Würde das aber toll finden, denn in den zweieinhalb Jahren hatte ich dort einige gute Kumpel gefunden.

Verfolgst Du das Geschehen im europäischen Hockey noch?

Nein, gar nicht. Ich habe schon genug damit zu tun, die sportlichen Aktivitäten meiner Kids (Dona/22, Rusty/18, Anm.) zu verfolgen.

Was hast Du nach Deiner Zeit in Villach gemacht?

Ich arbeite seit 1987 wieder hier daheim in Ontario, Kanada. Ich bin in einem Jugendgefängnis des Staates Ontario angestellt, zuständig für Jungs zwischen 16 und 18.

Wie sieht das Leben von Jamie Masters heute aus?

Neben meinem Job bin ich in meiner Freizeit gerne auf der Jagd oder Fische viel, bin also viel in der Natur. Ich spiele auch gerne und oft Golf. Ansonsten widme ich mich meinen Kids. Rusty spielt eben Hockey für Trenton Sting, außerdem spielt er Baseball. Meine Tochter, Dona, die 1982 in Rosenheim auf die Welt kam, spielt Baseball für die University of Ottawa. Sie wurde letztes Jahr zur "Sportlerin des Jahres" an ihrer Uni gewählt.

Danke für das Interview und alles Gute, Jamie!



Bildquellen:

  • Offizielle VSV-Forever Buch: 1x
  • St.Louis Blues: 1x
  • EC Rosenheim: 1x

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