DERBYSTARS - im Portrait von gestern bis heute - #9 CHRISTIAN DOLINAR

Was wäre ein Kärntner Derby ohne einheimische Spieler? Deswegen widmen wir uns doch auch einmal den inländischen Akteuren, die die Derbygeschichte prägten bzw. besondere Akzente setzten. Den Anfang macht der allseits bekannte "Moskito" alias Christian Dolinar.

Schwerer Schicksalsschlag & starker Wille

Schon im achten Lebensjahr wurden Christian und sein Bruder Horst zu Vollwaisen. Die Eltern der Brüder kamen bei einem schweren Autounfall in Italien ums Leben. Christian lag nach dem Unfall 23 (!!) Monate im Krankenhaus! Er konnte seinen linken Arm nicht mehr bewegen, hatte einen Oberschenkelbruch und ihm wurde auch die Milz entfernt. Sogar eine Armamputation stand im Raum! Doch sein starker Lebenswille und ein "Kräuterweiberl" (welches ihm Tag für Tag eine Salbe auf den Arm schmierte) verhalfen Christian wieder dazu, ein Gefühl in den Arm bzw. die Finger zu bekommen.


Christian Dolinar

Moskito in jungen Jahren


Eishockey mit 13?

Im späten Alter von 13 Jahren kam Christian dann zum VSV. Drei Jahre später war er bereits in der Kampfmannschaft! Dort hatte er aber mehr "Probleme" mit den Mitspielern als sämtlichen Gegnern. Bis zum Zeitpunkt an welchem Wolfgang Kromp und Günther Lanzinger folgten, war Christian nämlich der jüngste im Team und war somit sämtlichen Quälereien und Schikanen ausgesetzt. So wurde er zB auf einen Tisch gebunden, andere hielten ihm die Nase zu und wiederum andere flößten ihm Alkohol ein.
Christian lieferte eine überzeugende Bundesligakarriere beim VSV mit einem Abstecher in Zell am See und DEK Schellander.

Karriereende und Traineramt

Nach seiner aktiven Karriere wollte Christian eigentlich Jugendtrainer beim VSV werden, da dieser aber ablehnte, "wechselte" er zum Lokalrivalen nach Klagenfurt und betreut dort seither sehr erfolgreich den KAC-Nachwuchs.


Moskito beim Torjubel

Der "Lästige" kämpft weiter!


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DAS EXKLUSIVE INTERVIEW VON www.kaerntnerderby.info mit CHRISTIAN DOLINAR!
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KD-Info: Du erst mit 13 Jahren mit dem Eishockey begonnen. Wer oder was weckte Dein „spätes“ Interesse am Hockey?
Moskito:

Zuerst hab ich nur Fussball gespielt. Nach meinem Unfall hat mich ein Freund auf das Eishockey angesprochen. Ich hatte aber keine Eisschuhe und meine Großeltern hatten auch kein Geld dafür. Der damalige VSV-Trainer Hermann Knoll besorgte mir aber welche und so ging es gleich auf das Eis. Ich stand mit 13 Jahren das erste Mal am Eis und drehte meine Runden. Weder Trainer Knoll noch die anderen glaubten mir, dass ich nie zuvor am Eis gestanden hatte. Eine Woche später besorgte mit der Trainer eine Ausrüstung und ich begann im VSV-Nachwuchs zu spielen. Eines Tages saß ich bei einem Bundesligaspiel im Publikum, als mich der Hallensprecher ausrief und mich bat, in die Kabine zu kommen. Dort sagte mir Trainer Knoll das Walter Wiedmaier verletzt sei und ich in der ersten Linie mit André Peloffy und Bud Stefanski spielen sollte. Ich erzielte 2 Tore und wir gewannen 3:2. Danach wurde ich abwechselnd in der Jugend bzw. der Kampfmannschaft eingesetzt um nicht verheizt zu werden. Ab 1982 spielte ich dann fix in der Ersten.

KD-Info: In Villach hast Du die Trikots mit den Nummern 8 bzw. primär 9 getragen. Haben diese Nummern eine besondere Bedeutung für Dich?
Moskito:

In der Jugend hatte ich immer die Nummer 6, doch in der Kampfmannschaft hatte Jeff Geiger die #6. So drehte ich den Sechser einfach um und so kam ich zur #9.

KD-Info: Welche Namen fallen Dir heute zum ligaweit besten Goalie, Verteidiger und Stürmer Deiner aktiven Zeit ein und wer ist es heute? Wer war Dein Vorbild bzw. Idol?
Moskito:

Einerseits unser Torwart Dr. Marcel Sakac. Aber auch Engelbert Linder ist ein Phänomen. Der hat fast nie trainiert, machte im Sommer auf "Party" und spielt bis 40 in der Bundesliga. Steve Tambellini will ich auch erwähnen.
Ligaweit - Goalies: Michael Rudmann, Michael Puschacher
Ligaweit - beste Linie: Herbert Pöck - Thommy Cijan - Rudi König
Vorbild - ist eindeutig Peter Raffl. Er ist eine ruhige Seele und suchte schon als Spieler die "Schuld" bei sich selbst und nicht beim Trainer (das ist ein guter Leitsatz!). Meiner Meinung nach ist Peter auch die beste Lösung für den VSV als sportlicher Leiter, für einen Trainer ist er viel zu ruhig.

KD-Info: Wer war Dein unangenehmster Gegenspieler?
Moskito:

Die Defense-Linie des WEV (83/84) mit Hausner & Schneider. Hausner hat mir zweimal das Schlüsselbein gebrochen. Bei ihm wußte ich schon vorher, dass ich nicht "heil" aus der Ecke komme, wenn ich nicht vor ihm wegkomme. Da gibt es aber auch noch meinen "Liebling" Bill Stewart aus der Alpenligazeit bei Milano. Schon beim Hinspiel in Villach wurde ich ziemlich hart von ihm "bearbeitet". Verabschiedet hat er sich dann mit den Worten: "When you coming to Milano - I kill you #9!". Beim Rückspiel in Mailand wurde ich schon beim Aufwärmen von ihm begrüßt: "Good morning #9 *smile*". Während des Spieles konnte ich ihm "meist" aus dem Weg gehen, einige Sekunden vor Schluss schickte Coach Crashley aber wieder die erste Linie (also inkl. mir rein). Ich glaube ich hab selten so oft auf die Uhr gesehen und bin mit der Schlusssirene wie ein Pfeil in die Kabine gezischt, während mir Stewart "Show-mäßig" nachlief.... *Mosikto schmunzelt*. Mein späterer Teamkollege bei Zell - Steve Ludzik war aber ein guter Freund von Bill Stewart und so kam es ein Jahr später zu einem "Friedensgespräch", weil mich Steve als seinen Freund vorstellte.

KD-Info: Mit welchen Spielern hast Du in Villach am liebsten in einer Linie gespielt?
Moskito:

Die 3 Jahre mit Manfred "Hidi" Müher und Kenneth "Ken" Strong waren sehr schön. Aber auch die Linie mit Gerald "Gerry" Ressmann und Helmut "Fuzzy" Petrik war gut, vor allem weil Fuzzy immer den "Policeman" spielte und mir die Raufereien abnahm.

KD-Info: Was ist das Highlight bzw. der größte Tiefschlag Deiner aktiven Karriere?
Moskito:

Einerseits die ca. 70 Einsätze in der Nationalmannschaft aber auch das Jahr in Zell am See. Dieses war generell mein schönstes Bundesligajahr, in welchem ich persönlich auch die meisten Tore erzielte. Zell war schon Pleite und trotzdem nahmen sich die Spieler (Edward Lebler, Steve Ludzik, John Miner usw.) ein Herz und spielten weiter! Eine sehr schöne Zeit!

Tiefschlag? hmm?! ... Nach der Zeit in Zell kam ich zurück nach Villach, danach machte ich zwei Jahre Pause, ging zu DEK Schellander und gab 1997 mein Comeback in Villach. Das Comeback war eigentlich auf eine Wette aufgebaut und ich wußte, dass ich es schaffen werde. Meiner Meinung nach war ich in der Form meines Lebens. Doch im Jahr der vielen Ausländer (Stephane Barin, Kevin Miehm, Kelly Glowa, Kent Salfi, Tom Karalis, Bruce Bell usw.) meinte Coach Ivany nur, dass ich der beste 10te Stürmer in Österreich wäre. Aber die Legionäre würde mehr verdienen und müssen deshalb auch spielen, auch wenn ich damals stärker als Barin war. So beendete ich 1997 meine aktive Karriere.

KD-Info: Wann bzw. von wem wurde Dir der Spitzname „Moskito“ auferlegt?
Moskito:

Bei einem Derbyinterview meine Tono Hönigmann vom ORF-Radio zu mir: "Wieso sagen wir eigentlich Christian Dolinar? Du bist ja eigentlich lästig wie ein Moskito. KLEIN-LÄSTIG-&-SCHNELL!"

KD-Info: Nach Deiner aktiven Karriere hast Du auch den Trainerschein gemacht. Da man seitens des VSV doch wenig Interesse zeigte, bist Du zum Lokalrivalen gegangen, wo Du die Jugend zusammen mit EX-KAC Spieler Helmut Koren sofort zum Titel geführt hast. Darauf wurde Dir der Vorzug gegenüber Koren gegeben. Was sind Deine weiteren Ziele in Klagenfurt?
Moskito:

Ja, in 6 Jahren wurde ich 5 mal Meister mit der KAC-Jugend. Wichtiger wie die Titel ist mir aber das Ziel junge Spieler in die bzw. andere Kampfmannschaften zu bringen. Wenn es mir gelingt, pro Jahr 5-6 Spieler in die Erste zu führen, dann bin ich sehr glücklich. In 6 Jahren sind 32 meiner Spieler in die Bundesliga (nicht nur KAC) gekommen. Unter anderem habe ich auch einen Welser, Reichel, Ban, Hager, Mellitzer, Enzenhofer, Schellander trainiert.
Mein Trainervorbild ist eindeutig Ralph Krüger. Ich hatte einmal die Möglichkeit als Trainer in die zweite deutsche Liga zu gehen, doch mir gefällt die Arbeit mit den Jungen viel besser. Du trägst da irgendwie eine Vaterrolle mit Dir, die Jungs vertrauen Dir vieles an und Du bist für sie da. Hauptsache die Kids kommen von der Straße weg. Außerdem arbeitet man im Jugendbereich länger und sicherer. Mache es eigentlich nicht des Geldes wegen, sondern weil ich mich an der Arbeit mit Jugendlichen erfreue und meine "Schützlinge" dann in die Kampfmannschaften führen will.

KD-Info: Was bedeutet Dir die EHL heute noch? Besuchst Du noch Spiele, verfolgst Du die Liga und informierst Dich?
Moskito:

Besuche gehen sich fast nicht mehr aus, weil man mit einer U20-Jugendmannschaft ähnlich einer Kampfmannschaft auch sehr "eingeteilt" ist. Da bin ich manchmal nur mehr froh nach Hause zu gehen. Wenn ich mir ein Spiel ansehe, achte ich aber mehr auf die Trainer. So stehe ich in Klagenfurt manchmal neben Waltin auf der Bank und beobachte seine Schritte. Denke mir dabei - "Was hätte ich gemacht?" - und vergleiche es mit seiner Reaktion. Nütze Hallenbesuche eigentlich mehr dazu, um Kontakte zu anderen Trainern für die Jugend zu knüpfen usw.

KD-Info: Du hast bundes- und landesweit in sämtlichen bzw. eigentlich allen Ligen gespielt (BL, NL, OL, Eliteliga, Kärntnerliga) – spielst Du auch heute noch?
Moskito:

Ja! Ich spiele heuer - unter anderem mit Engelbert Linder - in der Kärntnerliga beim EC Treffen!

KD-Info: Zur aktuellen Saison: Wie beurteilst Du das derzeitige Niveau der Liga gegenüber früher? Was sagst Du zur Kausa Dieter Kalt? Deine Meinung zum D. Mateschitz und Red Bull?
Moskito:

Das Niveau ist mit meiner Zeit nicht mehr vergleichbar, weil es viel höher ist. Das fängt schon bei der Jugend an! Das Eishockey, dass wir gespielt haben, war sozusagen ein "Alibi-Eishockey". Ein weiteres "Problem" sind auch die Übertragungen im TV. Einerseits ist es gut, dass sich ein Sender um die Liga kümmert, andererseits bewegt es viele Familien dazu, zu Hause zu bleiben. 2 Erwachsene und 2 Kinder (inkl. Imbisse & Getränke) kosten auch genug Geld und wenn man am Nachmittag zB Skifahren geht hat man so und so schon viel Geld ausgegeben. Da verzichtet man eventl. doch auf einen Hallenbesuch (aus Familiensicht) und sieht es sich nach Möglichkeit vorm TV an.
Die Kausa Kalt vergleiche ich ein wenig mit der NHL. Die Gehaltsdimensionen sind übertrieben, dadurch fühlen sich auch andere Österreicher gepusht und somit steuert die Liga wieder in eine "Einbahn". Wie die Salary-Cap in der NHL sollte es auch in Österreich ein offizielles und überprüftes Gehaltsschema geben. Heute sind 95% der Spieler Profis, was für die Vereine wiederum fast nicht mehr zu finanzieren ist. Zu meiner Zeit gingen 90% einem bürgerlichen Beruf nach und spielten abends. Hr. Mateschitz will Salzburg meines Wissens nach die nächsten 5 Jahre kräftig pushen, aber Geld macht keinen Titel (siehe Hannes Kartnig mit dem EC Ottakringer Graz).

KD-Info: Deine schönste bzw. schlechteste Derbyerinnerung?
Moskito:

Eigentlich keine bestimmte. Am meisten gefielen mir aufeinanderfolgende Derbies, in welchen man zuerst eine auf den Deckel bekam und anschließend wieder einen Kantersieg landete. Sprich das ständige Auf und Ab. Damals waren Derbies noch mehr für das Publikum zugeschnitten bzw. sogar ausgelegt. Die Medien kündigten schon Tage vorher an, dass zB ein Szybisti jemanden verklopfen will. So war ein Derby schon für 3-4 Stunden angelegt und teilweise auch mit "Show" gepusht. Da kamen die Leute schon alleine wegen den Rauferei-Ankündigungen in die Halle.

KD-Info: Du hälst in der ewigen Derbytorschützenliste gemeinsam mit Hans Fritz und Jackson Penney den 33.Platz mit 15 Toren. Glaubst Du das ein Wolfgang Kromp (bester aktiver und bei einem Derbyclub spielender) noch ganz weit vorstoßen kann?
Moskito:

Durch die ausländischen Torhüter und das generell andere Spielsystem glaube ich nicht daran, dass sich die Spitze dieser ewigen Liste enorm verändern wird. Generell interessieren mich diese Zahlen aber nicht so sehr, da Eishockey noch immer ein Mannschaftssport ist.

KD-Info: Wagst Du einen Tipp welches Team heuer die Derbies dominieren wird?
Moskito:

Das kann man schwer sagen, weil Derbies bekanntlich "eigene Gesetze" haben. Alle wissen, was sie zu tun haben, da entscheidet die Tagesverfassung, die Goalies und auch eine volle Halle.

KD-Info: Verfolgst Du auch die NHL? Wenn ja welchem Team drückst Du dabei die Daumen bzw. welcher Spieler imponiert dir am meisten?
Moskito:

Überhaupt nicht! Was dort betrieben wird (abkassieren usw.) hat für mich nichts mit Eishockey zu tun. Siehe die NHL-Spieler die zu uns kamen, 4.000-7.000 EUR pro Spiel, da versteht man(n) die Welt nicht mehr!

KD-Info: Abschließende Frage: Deine Prognose für die Abschlusstabelle der Saison 2005/2006 nach dem Grunddurchgang?
Moskito:

Eine Tabelle wage ich nicht zu nennen, aber ich glaube, dass der VSV, der KAC, Salzburg und die Vienna Capitals ins PlayOff kommen werden!

KD-Info: Vielen Dank!



Christian Dolinar beim Interview mit Kärntner-Derby Schal




Bildquellen:

  • Offizielle VSV-Forever Buch: 3x
  • Kärntner Kronen Zeitung: 1x
  • www.kaerntnerderby.info: 2x
    © Stefan Brandstätter