DERBYSTARS - im Portrait von gestern bis heute - #33 RICK CUNNINGHAM

In der Saison 1981/82 nahm der VSV einen Spieler unter Vertrag, der in Österreich bereits einen hervorragenden Ruf genoss – Rick Cunningham, er sollte für drei Saisonen zum Spielmacher und Publikumsliebling in Villach werden.

Wie alles begann

Rick Cunningham wurde am 3. Mai 1951 in Toronto, Ontario (CAN) geboren. Der erste Klub, bei dem er auch offiziell in Erscheinung trat, waren die Peterborough Petes (Ontario Hockey Association). Dieser Verein war auch für so berühmte Spieler wie Chris Pronger, Steve Yzerman, Mike Ricci und Tie Domi das Tor zur Profi Karriere. Rick machte dort in seiner ersten Saison (1969/70) in 23 Spielen 19 Punkte (8+11). Im darauf folgenden Jahr lief es dann mit 59 Punkten (17+42) in 55 Spielen schon wesentlich besser für ihn. Die vielen gegebenen Assists in diesem Jahr deuten bereits auf seine Qualitäten als Spielmacher hin.


Cunningham im Draft-Jahr 1971

Jahre später in Österreich


Diese Vorzüge blieben auch den Scouts der NHL Klubs nicht verborgen und so wurde Rick Cunningham im NHL Draft des Jahres 1971 von den Toronto Maple Leafs als Nummer 51 in der vierten Runde gewählt. Leider schaffte er es während seiner Karriere nie, ein Spiel in der nordamerikanischen Profliga zu bestreiten. Stattdessen schlug er sich in den Minors durch. Nach einem Jahr mit 41 Punkten (9+32) in 78 Spielen in der World Hockey Association bei den Ottawa Nationals (1972/73) wurde das Team nach Toronto verkauft und nannte sich in der Saison 1973/74 Toronto Toros. So wie die Maple Leafs spielte das Team im ehrwürdigen Maple Leafs Garden!

Cunninghams Erfolg in den drei Jahren, die er bei den Toros verbrachte, war eher bescheiden. In 182 Spielen für das Team brachte er es auf 65 Punkte (14+51). In der Saison 1975/76 spielte er außerdem ein Spiel für die Buffalo Norsemen (ein Tor) in der NAHL (North American Hockey League). Ein weiteres Mal wurde Cunninghams Team verkauft und 1976/77 hatte er eine miserable Saison mit den Birmingham Bulls – in 63 Spielen brachte er es gerade einmal auf 8 Assists, ohne ein Tor zu schießen, dafür saß er 75 Minuten in der Kühlbox.


Rick's erste Station in AUT - Salzburg

Jahre später im VSV-Trikot


Ab nach Europa

1977 wagte Cunningham den Sprung über den viel zitierten „großen Teich“ – gleich nach Österreich, zu Salzburg. Das Team war als Abstiegskandidat Nummer eins in die Saison gestartet und am Beginn sah es auch recht düster für den HCS aus. Doch das Legionärsduo Rick Cunningham und Roger Lamoureux kam mit Fortdauer der Saison immer besser in Schuss und am Ende des Grunddurchganges war Salzburg Dritter (der VSV beendete die Saison damals übrigens am achten und letzten Platz und Cunningham traf während der Saison fünf mal gegen den VSV). Im Play Off mussten die Salzburger dann binnen 24 Stunden zwei mal auswärts beim KAC antreten. Beide Spiele wurden verloren und der überragende Cunningham wiederholt zur Zielscheibe übler Fouls. Nach einem Revanchefoul an Rudi König bekam er eine Matchstrafe und somit war die Saison für Rick gelaufen. Er verließ Salzburg und heuerte für die nächste Saison beim WEV an. Zusammen mit dem späteren KAC-Meistermacher Bill Gilligan trieb in der Donaupark Halle sein Unwesen. Das Duo brachte es in 40 Spielen auf sehr beeindruckende 204 Punkte, wobei 73 (28+45) davon auf Rick Cunningham fielen. Auch die Statistik für die Saison 1980/81 – das Meisterjahr des VSV – kann sich sehen lassen! 59 Punkte (24+35) in 32 Spielen für den WEV.

Der Wechsel nach Villach

In Villach hatte der unerwartete Meistertitel einen Hockeyboom ausgelöst! Die Eishalle wurde ausgebaut (1300 statt 700 Sitzplätze, Modernisierung der sanitären Anlagen und der Pressebereiche) und die Erwartungen der Fans waren groß. Das Team blieb beinahe unverändert mit einer Ausnahme – die Verteidigung sollte mit Rick Cunningham spielerisch stärker werden. Für die notwendige Härte auf dem Eis sorgte sein Defensivpartner Jeff Geiger.

Die Saison verlief aber sehr unbefriedigend, dafür gab es mehrere Gründe: Das Team spielte teilweise sehr undiszipliniert, man besaß trotz des Legionärs Kurt Müller keinen richtigen Einsergoalie und die Offensivausflüge von Rick Cunningham rissen oft große Lücken in die Abwehr, die von den Gegnern nur allzu oft ausgenützt wurden. Der VSV wurde enttäuschender Fünfter. Als Konsequenz wurden die Verträge der Legionäre Peloffy, Stefansky und Crashley nicht mehr verlängert. Trotz der verkorksten Saison hatte sich Rick Cunningham, der beim VSV die Nummer 33 trug, weil Giuseppe Mion seine Nummer 3 nicht abgeben wollte, in die Herzen der Fans gespielt. Er wurde für seinen Einsatzwillen und seine Spielmacherqualitäten verehrt! In seiner ersten Saison als Blau Weißer brachte er es in 38 Spielen immerhin auf 24 Tore – keine schlechte Marke für einen Verteidiger!

Rick Cunningham war ein recht ungewöhnlicher Legionär und damit meine ich nicht seinen sehr ausgeprägten Aberglauben (er kam z.B. immer als letzter aufs Eis). Während seiner drei Saisonen in Villach hatte er sich einen Bergbauernhof am Verditz gepachtet, der im Winter auch wiederholt eingeschneit wurde. Rick tauschte dann das Auto gegen einen Haflinger und ritt nach Hause! Auch diese Bodenständigkeit war sicher ein Grund, warum der Austrokanadier der ersten Stunde beim heimischen Publikum so beliebt war! Die Saison 1982/83 brachte gleich am Beginn einen Legionärstausch. Für den als Superstar angekündigten Douglas Palazzari (108 NHL Spiele für die St. Louis Blues), der wegen Konditionsschwäche entlassen wurde, verpflichtete der VSV den tschechischen Weltmeistertorhüter Marcel Sakac! Mit diesem Weltklassegoalie im Rücken konnte Cunningham beruhigt seine Offensivausflüge machen – 27 Tore in 39 Spielen für die Blau Weißen waren die Folge. Im Sturm agierte in dieser Saison beim VSV ein überragender Dennis Houle. Der VSV beendete die Meisterschaft hinter der VEU Feldkirch auf dem zweiten Platz. Houle ging nach Rosenheim und der VSV musste sich nach einem neuen Topscorer umsehen, der in der Person von Richard Grenier gefunden wurde.

Der Abschied vom Profisport

1983/84 war nicht nur die letzte Saison von Cunningham beim VSV, es war auch seine letzte Spielzeit als Eishockey Profi. Beim VSV stand er nicht nur im Schatten von Richard Grenier, auch ein gewisser Leo Sivec schoss Tor um Tor – am 1.10.1983 beim 15:4 gegen Kapfenberg gelang es ihm zum Beispiel, in einem Spiel 6 Treffer zu erzielen (davon 4 in 11 Minuten des 2. Drittels)!
Für Rick Cunningham war es ein ruhiger Ausklang seiner Karriere – 5 Tore in 38 Spielen, eine eher bescheidene Marke vergleichen mit den vorangegangenen Saisonen. Nach Jahren auf dem Eis zog es „Mister 33“ in den warmen Süden – er ließ sich in Barbados nieder und bekleidete den Posten des österreichischen Honorarkonsuls. Im Winter konnte man ihn aber immer wieder für einige Tage in Villach antreffen. Vor einigen Jahren erfüllte er sich dann seinen Lebenstraum und machte eine Weltumseglung mit seiner Ehefrau.


Beim Torjubel mit Lamoureux in Salzburg


Bildquellen:

  • EC Salzburg: 2x
  • www.hockeydraftcentra.com: 1x
  • Kärntner Kronen Zeitung: 1x
  • Offizielle VSV-Forever Buch: 1x

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